Man hat ja in der Corona - Auszeit wieder Zeit um über Gott - und vor allem - die Welt nachzudenken. Und jetzt schreibe ich einfach auf, was mir unter anderem  bei meinen Hundespaziergängen und sonst so einfällt. 

 

Gedanken zum Corona-Virus

März 2020

 

Nein, wir horten kein Klopapier. Wir haben noch ein paar Rollen und wenn die aus sind und es gibt keine mehr zu kaufen, sitzen wir sowieso ganz tief in der Scheiße und es kommt dann nicht mehr darauf an …..

 

Aber Spaß beiseite.

 

Nun, da wir in Quarantäne daheim mehr oder weniger isoliert sind, kam mir folgender Gedanke und der war erst mal ein erfreulicher.

Die moderne Kommunikationstechnik ermöglicht uns über Alles ohne Zeitverzug informiert zu sein. (Ob das wirklich so erfreulich ist, wäre in meinen Augen Stoff für mehrere Diplom- oder Doktorarbeiten). Und natürlich ermöglicht sie uns über WhatsApp und Skype mit der „Aussenwelt“ in Kontakt zu bleiben. Sogar meine 93-jährige Mutter, die momentan im Seniorenheim nicht besucht werden darf und auch das Gebäude nicht verlassen kann, profitiert von dieser Technik.

 

Also alles einigermaßen in Ordnung und erträglich ?

 

 

Wenn ich erlebe, dass unser kleiner Enkel bitterlich weint, wenn er von Opa nicht aus dem Kinderwagen geholt wird, muss ich diese Frage mit einem klaren „Nein“ beantworten.

Nachbarschaftskontakt 2015  -  Trennwand ist gut, aber heute wären 1,5 Meter Abstand notwendig

 

 

Die Corona Krise ist vorbei

13. Juni 2020

Das könnte man jedenfalls meinen, wenn man die Massen an Radfahrern sieht, die sich jetzt wieder am Bodensee entlang bewegen. Und man ist fast versucht, die "gute alte Coronazeit" zurückzuwünschen. Das will ich zwar nicht tun, aber ich habe die Hoffnung, dass diese Massenbegegnungen nichts an der momentan positiven Situation ändern und die Zuversicht, dass die Touristen nicht unser Lieblingslokal am See finden, dessen Name also nicht genannt werden darf.

Auch die Rücksichtslosigkeit ist wieder zurück...

Pfingstmontag 2020

 

... nachdem dieser Platz an der Schussen in den letzten Wochen sehr sauber war. 

Eigentlich muss man dem Bild nichts hinzufügen. Nur das:

 

Unsere 90 -Jährige Nachbarin unterbricht jeden Tag an diesem Ruhebänkchen ihren Spaziergang um eine kurze Rast einzulegen. Ich glaube nicht, dass sie heute Lust hat, sich hier nieder zu lassen.

 

Und:

Unserer Gesellschaft geht es immer noch zu gut. Denn in diesem Müllhaufen war ein ganzes Sixpack Pfandflaschen.


Villa Emilia - 27. Mai 2020

Nun sind wir eigentlich seit 4 Tagen in der Toskana. Und wir hätten heute mit großer Wahrscheinlichkeit den ganzen Tag am einsamen Strand vor der Villa Emilia verbracht. Corona hat uns einen ganz dicken Strich durch unsere Pläne gemacht und wir könnten jetzt ganz bittere Tränen weinen und in Depression verfallen. Tun wir aber nicht. Warum?

Wir waren heute, zumindest mit einem Teil der Familie (ohne die Pfäffikaner)  am Bodensee. Die beiden Kleinen, Ben und Theo, haben erste Erfahrung mit Wasser, Sand und Muscheln gemacht und für uns alle war es ein echter Urlaubstag. 

Ich glaube nicht, dass es für unsere Enkel Ben und Theo einen Unterschied gemacht hat, dass sie in Fischbach am Bodensee waren und nicht in Marina di Castagneto Donoratico in der Toskana. Und wenn heute unser Enkel Carl am Pfäffikersee mit seinem Vater auf dem SUP unterwegs war, gilt das sicher für ihn in gleicher Weise. Nicht nur für ihn, sondern auch für mich. Denn, auch wenn ich jetzt natürlich am liebsten in meiner zweiten Heimat wäre, wichtig ist, dass wir mit unserer Familie zusammen sein können. Und wo das ist, ist wirklich egal.


Villa Emilia - 23. Mai 2020,  14 Uhr

Etwa zu dieser Uhrzeit würden wir den ersten Blick auf das ligurische Meer werfen und die Wassertemperatur prüfen. Denn wir wären in der Villa Emilia, unserem diesjährigen Feriendomizil angekommen. "Wir" heißt, Suse und ich und alle unsere Söhne, Schwiegertöchter und Enkel. Denn wir wollten mal wieder gemeinsam dort Urlaub machen, wo wir viele Jahre die Pfingstferien verbrachten. Nun mussten wir wegen Corona stornieren.

Wir haben uns aber vorgenommen, die nächsten beiden Wochen die Toskana zu "simulieren". Das fängt heute mit einem Blitzbesuch von Stephan Keil an, der uns mit Familie viele Jahre in die Toskana begleitet hat und den wir in diesem Jahr gerne wieder dabei gehabt hätten. Nun sitzen wir traurig über einer Tasse Cafè lungo und träumen von vergangenen Zeiten. In den nächsten Tagen wollen wir verstärkt italienische Gerichte kochen, wie Panzanella, Spaghetti Bolognese, Insalata di Polpo und Bistecca alla Fiorentina. Und dann fahren wir statt auf den Mercato di Cecina auf den von Friedrichshafen, um am schwäbischen Meer unser traditionelles Panino con Porchetta zu essen. 

Das ist alles schön und gut, aber doch kein richtiger Ersatz für den Aufenthalt in Italien.

"Es ist eine Frage der Priorität"

 

Das sage ich hin und wieder auf die Aussage hin, "ich habe keine Zeit für..."

Und manchmal denke ich auch: "Aha, dem sind eben andere Dinge wichtiger als ich".

 

Dieser Satz kommt mir jetzt wieder in den Sinn, wenn es um den Zwiespalt zwischen Erhalt der Gesundheit und den wirtschaftlichen Folgen der durchgeführten Anti-Corona-Maßnahmen geht. Natürlich ist eine fehlende Einnahmequelle, z.B. im Einzelhandel Existenz gefährdend. Aber ist es das nicht auch durch die Billigangebote der Discounter und der massiven Ausbreitung von Onlineshops wie z.B. Amazon? Regt sich darüber irgendjemand auf oder zieht entsprechende Konsequenzen?

Auch hier gilt also : Es ist eine Frage der Priorität. Und wenn ich die Frau unseres Bekannten, der an Corona gestorben ist, frage was ihre Priorität ist und ob sie sich in ihrer Freiheit eingeschränkt fühlt, dann ist wohl die Antwort klar.

 

In Ravensburg habe über 1500 Menschen gegen die Beschneidung der Freiheit demonstriert.

Das steht ihnen zu. Es belastet mich aber und ich frage mich, ob diese Demos angemessen sind. 

 

Was mich momentan am meisten belastet ist nicht die angebliche Einschränkung meiner Freiheitsrechte, denn ich kann damit im Moment gut leben und akzeptiere das auch für den Erhalt meiner Gesundheit und die Anderer.  Wer demonstriert und behauptet, in Deutschland werden ohne Not die Freiheitsrechte beschnitten,  sollte sich doch mal in anderen Ecken der Welt umsehen, dorthin ziehen und sich für die Menschen- und Freiheitsrechte einsetzen.

 

Eurovision Song Contest

Mitte Mai

Und schon wieder eine positive Auswirkung des Corona-Virus:

 

Seit Jahren landen die deutschen Vertreter beim Eurovision Song Contest auf den letzten Plätzen. Das ist in diesem Jahr nicht der Fall. Der Wettbewerb fällt aus.  

 

Auch der Fußball ist zurück

23.Mai

Aus einem Interview mit Paul Breitner, einem ehemaliger Fußballstar von Bayern München:

 

Momentan muss man sich mit Geisterspielen abfinden. Wird der Fußball ohne Fans anders?

Sicher - die Qualität des Spiels steigt.

Wieso das?

Einige Spieler werden befreiter auftreten, sich mehr zutrauen. Ohne die Fans, ohne die Emotionen von den Tribünen im Stadion ist der Druck geringer, die Nervosität sinkt. Viele Spieler werden sich freuen und durchschnaufen: Ach, ist das schön, mal nicht ausgepfiffen und beleidigt zu werden. Öffentlich zugeben können sie das natürlich nicht.

 

Hat Paul Breitner recht? Ich weiß es nicht. Heute habe ich Ausschnitte einiger Spiele im Fernsehen gesehen. Und es war eigentlich wie immer. Die Spiele waren auch nicht besser. Nur das Gegröhle hat gefehlt. Und das fand ich nicht so schlimm!

 

Der Stau ist zurück

Mitte Mai

Gestern gingen  wir ein kurzes Stück an der Bundesstraße entlang und konnten feststellen, dass der übliche Feierabendstau, der die ganze Gemeinde durchzieht, wieder da war.

Man ist versucht zu sagen "Hurra, jetzt ist alles wieder so normal wie vorher." Aber ganz abgesehen von der Tatsache, dass Corona noch nicht besiegt ist und die Wirtschaft längst noch nicht wieder rund läuft, muss man  die Frage stellen: Ist der Zustand vor Corona tatsächlich normal und erstrebenswert. Reicht es wenn man Autos mit Verbrennungsmotor durch Elektrofahrzeuge ersetzt um damit dann die 500 Meter zum Bäcker bzw. Metzger zu fahren? Der Stau und der Lärm sind dann immer noch nicht weg.

 

Ich glaub, es ist die Hand von Theo

Anfang Mai

 

Es könnte aber auch die Hand von Ben - und vielleicht Banane - sein. Wir freuen uns sehr über diese Schmiererei auf unserer Terrassentüre, denn das bedeutet: Sie waren hier.  Das ist schon zu normalen Zeiten sehr schön für uns, aber jetzt erst in Coronazeiten !!

 

Nur eine Sache könnte uns noch glücklicher machen. Wenn nämlich auch mal die Handabdrücke unseres dritten Enkels Carl auf der Scheibe wären.

 

1. Mai in Meckenbeuren

1.Mai

  

Sei Jahren ärgere ich mich über die einfältigen und langweiligen, aber immer wiederkehrenden Maischerze, bei denen z.B. Druckknöpfe von Ampeln mit Rasierschaum besprüht oder endlos Klopapier abgerollt wird, das dann wochenlang die Landschaft vermüllt. In diesem Jahr: Nichts ! Dabei hatte man doch vor einigen Wochen Klopapier gehortet. Nimmt man das jetzt tatsächlich für seinen ursprünglichen Bestimmungszweck?

 

Aber jetzt das Erfreuliche den Tages. Es gibt intelligente Maischerze in Meckenbeuren:



 

Pulizie di Primavera

 

Immer wieder tauchen neue Begriff im Sprachgebrauch auf und oft sind es anglifizierte. ( Ja, den Begriff gibt es tatsächlich.) 

 

Heute bin ich in meiner italienischen Zeitschrift Adesso auf einen Artikel gestoßen, bei dem der Mann Matteo von seiner Frau Chiara aufgefordert wird, sich am Frühjahrsputz zu beteiligen. Die erste Reaktion ist "Wir haben doch eine Haushaltshilfe! ". Aber es geht beim Frühjahrsputz nicht um einfaches Putzen, sondern um die intensive Reinigung der Wohnung vom Dach bis zum Keller mit Arbeiten wie: Bücher und Regale abstauben, Winter- und Sommerbekleidung tauschen, Spezialreinigung von Kühlschrank und Backofen, Auswischen von Schubladen und ggf. Entsorgen von nicht mehr benötigten Dingen, und, und, ...

 

In Anbetracht der Vollständigkeit und Intensität, mit der in den vergangenen Wochen Häuser und Wohnungen gereinigt und von unnötigen Dingen befreit wurden, glaube ich fast, dass der Frühjahrsputz ab 2021 "Coronaputz" heißen wird.

Heute = Gestern + 1

 18. April

Zur Zeit kontrolliert man ja täglich in der Zeitung oder auf der Homepage des Robert-Koch-Instituts die aktuellen Zahlen der Corona Pandemie, die Anzahl der neu Infizierten und der Toten bezogen auf den gestrigen Tag  und relativiert im Hinterkopf diese Zahlen. 7 Tote im ganzen Bodenseekreis (ca. 220000 Einwohner) bis heute; das ist ja eigentlich nicht viel !    Wenn der "Einschlag" aber in unmittelbarer Nähe stattfindet, dann sieht die Welt plötzlich doch ganz anders aus.

So erging es uns in dieser Woche. Wir wussten zwar, dass unser ehemaliger Hausarzt und guter Bekannte wegen Corona im Krankenhaus ist und dass es ihm nicht gut geht. Aber als dann die Zahl der Toten im Bodenseekreis von 6 auf 7 anstieg,  kam sofort die Befürchtung hoch, es könnte sich um ihn handeln. Und leider hat sich dies auch bestätigt.  Der Schock sitzt dann tief und es wird einem deutlich bewusst, dass die Zahlen eben nicht nur Zahlen sind, sondern dass die Erhöhung "nur um 1" in der Statistik bedeutet, dass in einer Familie plötzlich alles anders geworden ist und dass man ohne einen geliebten Menschen leben muss. 

Auch wir trauern um den Verstorbenen und vermissen ihn.

Endzeitstimmung

 

Wenn man in der Zeitung liest, dass in einer Obstplantage in unserer Nähe über 600 3-jährige Apfel- und Kirschbäumen durch Vandalen abgehackt wurden und wenn man die Vermüllung unserer Erholungslandschaft an der Schussen sieht, könnte man schon fatalistisch denken: Vielleicht ist es gut, wenn die Menschheit  wieder ausstirbt - ob durch Corona oder sonstwie.

Und diese beiden Beispiele sind ja noch relativ harmlose Dinge verglichen mit den globalen Problemen auf unserem Planeten.

 

Aber ich möchte hier nicht das machen, was ich an den Medien ständig kritisiere. Dass nämlich vor allem das Negative herausgehoben und zur scheinbaren Normalität aufgeblasen wird. 

 

Also lasst uns an das viele Positive denken, das durch Corona entstanden ist und noch entstehen wird !

 

 

 Lärm

 

Nahezu jeden Morgen werden wir beim oder vor dem Aufwachen durch einen Laubbläser gestört, mit dem der freie Platz vor dem Einkaufszentrum gereinigt wird und wir fragen uns jedesmal "Muß das denn sein?, Geht das nicht leiser?" Und siehe da, es geht in Zeiten der Coronakrise. Denn seit einigen Tagen herrscht himmlische Ruhe am Morgen und auch der ganze andere Lärm z.B. von Autos, LKWs und Flugzeugen (und leider auch vom Spielplatz ist deutlich reduziert).

Also keine Sache ist nur Schwarz oder nur Weiß, wie uns manche weis machen wollen. Jede Medaille hat zwei Seiten. Ich gebe die Hoffnung nicht auf, dass vielleicht zukünftig beide Seiten intensiver betrachtet werden und konkret zum Thema Lärm: Man muss ja nicht gleich alle Lärmquellen verbieten (manche vielleicht doch), aber man könnte daran arbeiten, sie deutlich leiser zu machen.

 

In dem Moment, als ich das schreibe beginnt ein Malerbetrieb das Nachbarhaus mit einem Dampfstrahler zu bearbeiten. Also alles in Ordnung? Leider nein !

 

Spritzen in den Apfelplantagen

 

 

Ein ehemaliger Kollege von mir, dem ich zum Geburtstag gratuliert habe, schrieb mir zurück, dass er momentan aufgrund von Corona viele Fahrradtouren im Hinterland macht und : " Dort hat das Spritzen begonnen  und man wird beim Radeln auch noch desinfiziert." 

Das kam mir in den Sinn, als ich mit Amira heute unterwegs war und die Obstbauern fleißig am Spritzen waren. Natürlich habe ich dann diese Gebiete weiträumig umkurvt um nichts einatmen zu müssen. Wenn man davor Angst hat, müsste man nicht auch mal die Toten zählen, die aufgrund unserer extensiven Landwirtschaft mit Fungiziden und Herbiziden - und noch dramatischer - aufgrund der Abgase unseres ständig wachsenden Straßenverkehrs zu beklagen sind?

 

 

TT und ÜB  statt FN - muß das sein?

 

Heute ist mir ein Auto begegnet, welches das wieder zugelassene Kennzeichen TT (Tettnang) führte. Und ich fragte mich, ob der Fahrer zu denen gehört, für die das so essenziell notwendig erschien. Und: denkt er inzwischen vielleicht anders, da nun wirklich jeder begriffen hat, wie global unsere Welt geworden ist und was eigentlich wichtig ist. 

 

Corona lässt grüßen

 

 Wenn wir im Schweizer Pfäffikon unterwegs sind, dann hören wir fast ausnahmslos bei der Begegnung ein freundliches Grüazi mitenand. Der Gruß ist bei uns in den letzten Jahren etwas verloren gegangen. Aber jetzt in Zeiten der Corona-Krise erlebt man immer öfter, dass einem  bei der Begegnung freundlich zulächelt und ein "Grüß Gott" oder "Hallo" entgegen gerufen wird. Und das sogar von manchem Radfahrer, der sonst in den Fußgängern nur lästige Konkurrenz  sieht und diese ignoriert.

Liegt es daran, dass man jetzt froh ist, dass wenigstens diese Möglichkeit der Begegnung noch besteht?

 

Rapatrie de France

 

 Beim Aufräumen im Haus meiner Mutter ist mir eine Dokumentenmappe in die Hände gefallen. Darin ein Fach mit verschiedenen Schriftstücken, die den Militärdienst meines Vaters betreffen. Er wurde während des zweiten Weltkriegs im Mai 1942 als 18-jähriger zur Luftwaffe eingezogen. Eines der Dokumente ist die Entlassungsurkunde aus französischer Gefangenschaft im Oktober 1948. Er war also 3 Jahre im Krieg, ca. 3 1/2 Jahre in Frankreich und damit fast 7 Jahre zwangsweise von Zuhause weg. 

Was ist das im Vergleich zu der "Gefangenschaft", die wir im Moment aufgrund von Corona erleben?

 

Weihnachtsbretla und Osterlämmer

 

 Es gehört zur festen Tradition, dass meine Mutter in der Weihnachtszeit Bretla, und in der Osterzeit Osterlämmer aus Bisquitteig backt. Und jedesmal an Weihnachten mache ich den Vorschlag, dass sie auch mal im Sommer oder Herbst Spritzgebäck oder Husarenkrapfen machen könnte. Die müssen ja dann nicht unbedingt sternförmig sein. Dieses Ansinnen wird jedes Jahr strikt abgelehnt als wäre es Gotteslästerung. 

Nun, da Ostern näher rückt, sind die Formen für die Osterlämmer zwar bei uns im Haus, aber es ist unwahrscheinlich, dass die Ausgangssperre im Altersheim St. Josef bis Ostern gelockert oder aufgehoben wird und wir gemeinsam backen können. 

Und siehe da, der Corona-Virus macht's möglich: Nachdem sie mit Stephan gesprochen hat, kommt der Vorschlag meiner Mutter aus dem Heim: "Man könnte die Osterlämmer auch später backen". Oha! Die Macht der Enkel! Vielleicht sollte Stephan mal einen entsprechenden Vorstoß an Weihnachten machen. 

Getretener Quark

 

So, jetzt wird es emotional. Und Viele werden jetzt vielleicht sagen: „das ist unsachlich“ und „informiert zu werden ist wichtig“.

Aber es muss raus:

 

          Mir gehen die Anne Wills, Plasbergs und Slomkas so richtig auf den Geist

 

„Getretener Quark wird breit nicht stark.“ Dieses Sprichwort von Goethe habe ich immer wieder von meiner ehemaligen Kollegin Annette gehört, wenn in Besprechungen eine Sache zum x-ten Mal diskutiert wurde und die ganze Diskussion uns wiederum keinen Schritt voran brachte.

 

Und genauso geht es mir – nicht erst in Zeiten Corona – mit diesen ganzen sogenannten Informationssendungen mit immer wieder denselben selbsternannten Experten, die immer wieder die gleichen Spekulationen breittreten. 


 

Das schöne am Frühling ist,

      dass er immer dann kommt,

wenn man ihn am

      dringendsten braucht

 

Jean Paul (1763 - 1825)

 

 

 

 

Frühling - "unser" Reiher ist wieder da

 

200 Sonnenstunden gab es im vergangenen März. Das ist die sehr gute Nachricht des ersten Wetterberichts im April. Denn das sind im Durchschnitt immerhin 6,5 Stunden pro Tag. Man stelle sich vor,  wir hätten neben Corona noch zusätzlich Schmuddelwetter. Das wäre nicht gut für unser Immunsystem und es würde noch zusätzlich unsere Psyche belasten. 

So treffen wir im Moment bei unseren Spaziergängen wenigstens die Natur täglich in neuem Kleid.

 

Zitiert aus der Zeit 15/2020 - Artikel "Über ambivalente Corona-Gefühle" von Harald Martenstein

 

Ei­ner der gro­ßen Ver­lie­rer in die­ser Kri­se ist das Wort »un­mög­lich«. Ich ken­ne ei­nen Kol­le­gen, der seit Lan­gem von zu Hau­se ar­bei­ten woll­te. Sein Chef sag­te, dies sei un­mög­lich. Nun stell­te sich blitz­schnell her­aus, dass es oh­ne Wei­te­res mög­lich ist. Der Chef woll­te es bloß nicht. Wich­ti­ge Kon­fe­ren­zen fin­den auf ein­mal per Vi­deo statt. Es geht al­so. Ein Teil des Flug- und Au­to­ver­kehrs ist wirk­lich über­flüs­sig, das wis­sen wir jetzt, die Kli­ma­schüt­zer wer­den es sich mer­ken. Man kann auch Gren­zen dicht­ma­chen, falls man will und es für nö­tig hält, un­mög­lich ist es nicht. Es ist auch mög­lich, in­ner­halb we­ni­ger Wo­chen ein Kran­ken­haus zu bau­en. Es ist mög­lich, die Wirt­schaft teil­wei­se lahm­zu­le­gen und in kür­zes­ter Zeit rie­si­ge Mil­li­ar­den­sum­men aus­zu­wer­fen, mög­lich ist of­fen­bar fast al­les, falls man nur will (das ewi­ge Le­ben aus­ge­nom­men).

Al­le, die in nächs­ter Zu­kunft Wor­te wie »un­mög­lich« oder »al­ter­na­tiv­los« ver­wen­den, ste­hen un­ter Recht­fer­ti­gungs­druck. Statt zu er­klä­ren, et­was sei un­mög­lich, müs­sen sie er­klä­ren, war­um sie das be­tref­fen­de Et­was nicht wol­len oder war­um sie an­de­re Prio­ri­tä­ten set­zen. Ob durch Co­ro­na wo­mög­lich die fast ver­ges­se­ne Kul­tur­tech­nik des Ar­gu­men­tie­rens zu­rück­kehrt?

 

 

1.4.2020  Ein Aprilscherz ! Oder vielleicht doch nicht?

 

"Verkürzte Sommerferien? Dieser schlechte Aprilscherz sorgt in der Coronakrise für Riesenwirbel". Dies ist die Schlagzeile des Tages in der Zeitung. Eigentlich wollte ein Vater nur seine Kinder mit der Aussage "die diesjährigen Sommerferien werden auf 3 Wochen gekürzt" in den April schicken. Nun sorgt dies aber tatsächlich in den Medien für Riesenwirbel. Ja warum eigentlich?

Können die Schüler (und Lehrer) nicht froh sein, wenn sie im Juni/Juli wieder in die Schule dürfen. Dann könnten wir wenigstens davon ausgehen, dass dieser bescheuerte Virus einigermaßen zurückgedrängt ist. 

Müssen die Schüler nicht einiges an Stoff nachholen? Hatten sie jetzt nicht genügend Zeit, ihr Hirn auszulüften? Muss man sich im Juli und August schon wieder als Touristenmassen irgendwo am Strand zusammenballen?

 

Und jetzt noch eine ganz dumme Frage in Zusammenhang mit Schule.  Warum kann die Schule nicht, was zur Zeit Standard in vielen Industriebetrieben ist? Homeoffice, Videokonferenz ? In wenigen Minuten beginnt das privat organisierte Yogatraining  meiner Frau über Videokonferenzschaltung. Warum geht das nicht mit Matheunterricht in der Oberstufe? In der jetzigen Zeit muss man eben die didaktischen und pädagogischen Ansprüche etwas herunterschrauben. Aber vielleicht macht der Einsatz von digitalen Medien den Schülern auch mehr Spaß, so dass man damit manches kompensiert.

Wo bleibt die Kreativität in den Schulen !

 

Interview mit Eckart von Hirschhausen in der Zeit Nr 15/2020:

 

Finden Sie es richtig, politische Entscheidungen zu treffen, auch wenn Sie wissen, dass die Mehrheit der Bürger dagegen ist?

 

Unbedingt. Wenn wir darauf warten, dass jeder verstanden hat, warum ein hoher CO₂-Preis wichtig ist, brechen wir

irgendwann im Frühling bei 45 Grad zusammen. Wir dürfen nicht auf Straßenumfragen reagieren, die sind unerheblich.

Jeder hat das Recht auf eine eigene Meinung, aber nicht auf eigene Fakten. Und meine stille Hoffnung ist, dass wir durch

die aktuelle Krise neu darüber nachdenken, in welcher Welt wir leben wollen.

 

Hefe - Hurra !

 

15 Hefezöpfe können wir nun backen. Ralf war beim Einkaufen im Supermarkt und hat sich erst mal die Augen gerieben, weil er es nicht glauben konnte. Hefe! Aber kein Würfel mit 42 Gramm, sondern ein Quader mit 1/2 Kilo!

So sind wir jetzt stolze Besitzer von 250 g Hefe, also umgerechnet 6 Würfeln. Da kommen dann ganz schnell Gedanken hoch, wie "Die kann man doch gewinnbringend bei Ebay anbieten".

 

Aber im Ernst:

 

Es ist doch beeindruckend, wie man sich wieder über die einfachen Dinge des Lebens freuen kann. Noch vor wenigen Wochen wäre das in unserer Wohlstandsgesellschaft unvorstellbar gewesen. 

So, und jetzt machen wir uns an die Arbeit und setzen den Teig für die Hefe-Osterhasen an. 

 

 

Wir sind Risikogruppe !

 

So, nun haben wir es schriftlich. Heute war in der Post ein Brief von unserer Bürgermeisterin an alle Seniorinnen und Senioren der Gemeinde. Wir gehören also zur Risikogruppe. Das wussten wir zwar schon - zumindest was COVID-19 angeht; wir fanden es trotzdem nett, dass wir nochmals auf die notwendigen Einschränkungen und Vorsichtsmaßnahme hingewiesen wurden. Aber nachdenklich wird man schon. Insbesondere da der Brief mit Schriftgröße 18 geschrieben war. 

Gott sei Dank habe ich ein E-Book, bei dem ich problemlos auch noch größere Schriften einstellen kann.

Aber: 

Jetzt ist es wohl an der Zeit, sich nicht mehr gegen kommende Seniorennachmittage und - Weihnachtsfeiern zu sperren. 

 

Ausschnitt aus einem Interview in der Zeit mit Shiri Lavy, Dozentin für Psychologie an der Universität Haifa zum Thema "Warum sind manche Menschen gerade jetzt merkwürdig glücklich?"

 

...  das heißt, wenn jeder gerade zu Hause sitzt und niemand anderes gleichzeitig Urlaub am Traumstrand macht, dann sinkt die Depressionsrate?

 

Auf jeden Fall dürften bei einigen Menschen negative Gefühle zurückgehen, genau. Ich spreche jetzt nicht über die, die Angst um ein krankes Familienmitglied haben, sondern über die, die einfach zu Hause sind. Svend Brinkmann, ein dänischer Psychologe, beschäftigt sich mit dieser fear of missing out: der Sorge, etwas zu verpassen. Statt uns über das zu freuen, was wir haben, beschäftigen wir uns mit dem, was wir nicht haben. Er nennt es das hedonistische Hamsterrad – dass wir uns an positive Dinge schnell gewöhnen und immer mehr davon brauchen. In unserer Gesellschaft gibt es einen hohen Druck, immer glücklich zu sein und maximal viele Erfahrungen zu machen. Und jetzt ist es erlaubt, nicht so glücklich zu sein. Das macht einige von uns glücklicher.

 

Trifft das auch auf das Alleinsein zu? Macht es einen Unterschied, ob man am einem Samstagabend zu Hause sitzt, weil einen niemand eingeladen hat, oder ob man zu Hause sitzt, weil die Regierung einem verboten hat auszugehen?

 

Auch das hat mit sozialem Vergleich zu tun. Wenn jeder zu Hause ist, ist das Zuhausebleiben gesellschaftlich akzeptabler. Und es hängt auch von der Persönlichkeit ab: Ich selbst bin zum Beispiel eher introvertiert. Jetzt ist alles abgesagt, das kann für Menschen wie mich eine Erleichterung sein. Zumindest eine Zeit lang. Obwohl es normalerweise gut ist, eine Wahl zu haben........

 Resilienz

 

Schon zum dritten  Mal in 2 Tagen begegnet mir der Begriff "Resilienz" in Text- und Podcastbeiträgen. Ich gebe zu, dass ich den Begriff in meinem bisherigen Leben noch nie bewusst wahrgenommen habe, obwohl er aus der Physik stammt (die Fähigkeit von Stoffen, nach äußere Veränderung wieder in den ursprünglichen Zustand zurück zu kommen. Die Bezeichnung wurde in die Psychologie übernommen und steht für die Fähigkeit, schwierige Lebenssituationen ohne anhaltende Beeinträchtigung zu überstehen. Aha Corona-Krise !!!

Dieses Vermögen ist nicht gottgegeben bzw. ausschließlich in den Genen verankert, sondern kann erlernt werden. Das ist -auch jetzt - eine gute Nachricht.

Und wie geht das mit dem Erlernen?

Wichtige Aspekte sind:

  • Akzeptiere den Wandel als etwas, das zum Leben gehört
  • Betrachte Krisen nicht als unüberwindbare Probleme
  • Glaube an deine (realistischen) Ziele und dein Können
  • Treffe aktiv Entscheidungen und verlasse die Opferrolle
  • Sieh die Dinge aus einer langfristigen Perspektive

aus dem Google-Wörterbuch